Aktueller Hinweis: Aufgrund von Überlastung können wir derzeit keine weiteren Hörnchen aufnehmen. Für die Ersthilfe schauen Sie auf unsere leicht verständliche Notfall-Seite. Weitere Auffangstationen finden Sie unter Eichhörnchen in Not
Eichhörnchen können sich wie viele andere Wildtiere auch sehr gut an die örtlichen Gegebenheiten der Stadt anpassen, man nennt diese Tiere Kulturfolger. Normalerweise haben die Eichhörnchen einen hektargroßen Lebensraum, in dem sie sich bewegen. In der Stadt dagegen wird ihr Lebensraum sehr eingeschränkt und sie leben auf einer kleineren dicht besiedelten Fläche.
Unter den Eichhörnchen gibt es Einzelgänger, dies sind meist ältere Männchen. Aber ebenso leben Eichhörnchen in lockeren Kleingruppen. So sieht man sie ja oft zu Zweit, Dritt oder Viert an den Bäumen. Es gibt auch Tiere, die Freundschaften haben und zusammen bleiben. Gerade im Winter finden sich auch Hörnchen zusammen, die dann gemeinsam im Nest schlafen um der Kälte zu trotzen.
Eichhörnchen halten keinen Winterschlaf wie die Igel. Sie können ihren Stoffwechsel nicht so weit herunterdrosseln. Aber im Winter verlangsamen sich ihre Aktivitäten um einiges. Sie halten die sogenannte Winterruhe. Das heißt, sie schlafen viel mehr, stehen aber täglich, mindestens aber jeden 2. Tag auf um Nahrung zu sich zu nehmen.
Eichhörnchen haben eine wichtige Funktion in der Natur. Sie stellen Nahrung für andere Tiere dar und „pflanzen Bäume“. Im Herbst sieht man sie oft, wie sie auf dem Erdboden laufen und Nüsse und Eicheln in der Erde vergraben. Dies tun sie mit ihren Händen. Sie verstecken Unmengen und holen sich nicht alle Vorräte wieder. So wachsen dann aus den Nüssen und Eicheln neue Pflanzen heran. Eichhörnchen haben einen sehr feinen Geruchssinn. Vor dem Vergraben werden die Nüsse oft angeleckt, da dies beim Wiederfinden hilft.
Es gibt Förster, die sich über die Hilfe der Eichhörnchen beim Pflanzen neuer Eichen freuen, einige Gartenbesitzer sind allerdings nicht so glücklich über immer wieder neue Walnuss- und Haselnuss-Sprösslinge.
Feinde und Gefahren
Eichhörnchen sind Fluchttiere. Sie haben aber auch viele Feinde. Sehr viele Nester werden von Krähen geräubert, die die Eichhörnchen an ihre Brut verfüttern. Auch Elstern und gelegentlich Eichelhäher fressen die Jungtiere. Der Baummarder kann die Bäume sehr gut hochklettern, er ist nachtaktiv und greift die Eichhörnchen an, wenn diese schlafen. Eichhörnchen sind tagaktiv. Aber der mit Abstand größte Feind ist der Mensch, der den Lebensraum zu sehr verändert. Bäume, die Lebensraum nicht nur für Hörnchen bieten, werden ohne Rücksicht gefällt. Sehr viele Eichhörnchen werden überfahren.
In den Gärten achten viele Menschen nicht darauf, den Tieren einen überlebensfreundlichen Raum zu bieten. Es gibt zu wenig Wasserstellen, an denen nicht nur Eichhörnchen das lebenswichtige Nass finden. Regentonnen und Swimmingpools werden nicht abgedeckt, so dass die Eichhörnchen darin ertrinken. Besonders tragisch ist das, wenn ein Muttertier ertrinkt und die Jungen dann im Nest verhungern müssen. In Netzen, die über Obstbäume geworfen werden, verfangen sich Eichhörnchen (und Vögel) und sterben darin. Die Gartenbesitzer streuen noch viel zu oft Gift wie Schneckenkorn im Garten. Dieses tötet die Eichhörnchen (Igel und Vögel), ebenso wie das sogenannte „Blaukorn“, körniger Gartendünger. Leider wissen dies zu viele Leute nicht und bringen viele Gartentiere damit um.
Fortpflanzung und Alter
Früher fingen die Eichhörnchen im Januar an sich zu paaren. Durch den Klimawandel hat sich hierbei auch schon etwas verändert: Bereits im Dezember beginnt die Paarungszeit der Eichhörnchen und nach unseren Beobachtungen im letzten jahr werden Junge nun auch noch bis spät in den August / Anfang September geboren. Für diese Tiere hat das dramatische Folgen: für sie kommt der Winter viel zu schnell. Nach einer Tragezeit von ca. 32 Tagen wirft das Weibchen 2 bis 5 Junge (machnmal 1 bis 6) und verlässt in den ersten beiden Wochen den Kobel kaum.
Die Jungen werden nackt, blind und taub geboren. Mit ca. 2 ½ Wochen bildet sich der erste leichte Flaum und mit drei bis 3 ½ Wochen sind die Jungen behaart. Mit 4 ½ Wochen öffnen sich die Augen, mit 3 Wochen beginnen sich die Ohren vom Körper zu lösen und die Hörfähigkeit nimmt zu. Die Mutter zieht die Jungen allein groß. Nach sechs Wochen trägt sie die Kleinen in ein anderes Nest, entweder hält sie sie dabei im Nacken fest oder die Jungen klammern sich beim Tragen an sie. Mit ca. acht Wochen dürfen die Jungen das Nest das erste Mal allein verlassen. Sie bleiben noch bis zu vier Monaten mit der Mutter und untereinander zusammen.
Mindestens die Hälfte bis ¾ der Jungtiere wird nicht einmal ein Jahr alt. Ein Eichhörnchen in der Natur wird wohl bis ca. 3 Jahre alt, bei sehr günstigen Bedingungen, wie Zufütterung, optimales Umfeld vielleicht auch 5 bis 8 Jahre. Eichhörnchen, die in Gefangenschaft – Außenvolieren mit natürlicher Ausstattung – gehalten werden, können in Einzelfällen 10 bis 11 Jahre werden.
Nach dem Abstillen kann das Weibchen wieder trächtig werden. Normalerweise bekommen Eichhörnchen zweimal im Jahr Junge. Sollten diese vorzeitig versterben, kann es auch drei Würfe im Jahr geben.
Nahrung
Hörnchen ernähren sich hauptsächlich vegetarisch. Die Nahrung der Eichhörnchen sind Hasel- und Walnüsse, Baumtriebe, Samen aus Tannen-, Fichten- und Kiefernzapfen. Sie essen Pilze, auch Fliegenpilze, Beeren, Obst und Kleingetier, welches sich z. B. unter der Baumrinde befindet. Es gibt auch Eichhörnchen, die sich ein Vogelei oder auch mal einen sehr kleinen Jungvogel holen, falls das Nahrungsangebot knapp ist. Beobachtet wurden auch schon Eichhörnchen beim Fressen von kleinerem Aas (Mäuse). Eichhörnchen knabbern an der Rinde, die meiste Nahrung wird jedoch mit den Händen gehalten.
Niststätte
Das Eichhörnchen baut sich seine Nester, „Kobel“ genannt, in der Regel in den Bäumen, in Astgabeln. Es sammelt dazu Zweige, Äste, Rinde, Gras, Moos und einiges andere mehr. Zu einer Kugel geformt trägt es das Material hoch und formt daraus ein Nest, das entgegen vieler Darstellungen in Schulbüchern nicht immer rund zu einer Kugel geformt ist. Es kann auch aussehen wie ein Vogelnest. Eichhörnchen sind sehr erfinderisch, wenn es um ihre Nester geht. Sie nutzen gerne Baumhöhlen, und wenn ihnen in der Stadt immer mehr natürlicher Lebensraum genommen wird, klettern sie auch an den Hauswänden hoch und bauen sich in Balkonkästen, auf Fensterbrettern oder Jalousiekästen ihre Kobel. Vogelnistkästen werden auch angenommen. Und manchmal nagen sie sich in den Hauswänden, oft zum Verdruss der Eigentümer, Löcher um darin ein Nest zu bauen. Sie nutzen auch in Gärten und auf Balkonen gelegentlich Wäschestücke um ihren Kobel zu polstern.
Eichhörnchen haben nicht nur ein Nest, sondern mehrere, bis zu 5 Kobel. Das ist ja auch sehr sinnvoll, falls der Hauptkobel durch Sturm oder Menschenhand zerstört wird.